Plastik als Wertstoff? Das durchsichtige Material ist mehr als nur Müll. Das und vieles mehr durfte ich an einem wunderschönen goldenen Oktobertag in Berlin lernen. Ich wurde nämlich von sisterMAG und ecover in das erste „Rubbish Café“ Deutschlands eingeladen. Das kleine Lokal in Berlin Mitte lockte mit einem interessanten Angebot: Tausche dein Stück Plastik gegen ein Heißgetränk. Damit möchte ecover über das Thema Plastik aufklären und ein Umdenken bewirken.
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Das Rubbish Café
Ich liebe spannende Events, bei denen es nicht in erster Linie um ein Produkt geht, sondern um den Gedanken dahinter. Ecover hat sich eine wichtige Mission zum Auftrag gemacht, und zwar das globale Plastikproblem zu mindern. Mein letztes ecover-Event führte mich an den Timmendorfer Strand, wo wir über die Verschmutzung der Ozeane informiert wurden. Den spannenden Beitrag könnt ihr hier nachlesen.
Beim Betreten des „Rubbbish Café“ Hermann Eicke fiel sofort die Recycling-Station auf, die dort von ecover aufgebaut wurde. Außerdem gibt es im Café die Möglichkeit sein Ecover-Spülmittel Sorte Aloe Vera & Zitrone nachzufüllen und damit Geld und Verpackung zu sparen.
Nach einer kurzen Begrüßung vom Event-Veranstalter sisterMAG wurde die Recycling-Station uns ausführlich erklärt. Mein mitgebrachtes Stück Plastik hatte die Ziffer 5 aufgedruckt und durfte somit in einem speziellen Behälter landen, dessen Inhalt im nächsten Schritt vor Ort recyclet wurde. Alle anderen Arten von Plastik kamen in einen zweiten Behälter, da diese nicht an dieser Station recyclet werden konnten. So lernte ich nicht nur etwas über das Recyclen von Plastik, sondern auch über die verschiedenen Sorten und das Verpackungs-Dilemma, über das ihr weiter unten im Post mehr erfahrt.


Experten-Diskussion im sisterMAG Office
Nach einer kurzen Stärkung inkl. kaltgepressten Säften und Superfoods ging es weiter ins sisterMAG-Office, wo eine Panel-Diskussion stattfand. Anwesend waren Norbert Voll vom Grünen Punkt, DM-Geschäftsführer Sebastian Bayer, ecovers Innovation Strategy & Sustainability Manager Tom Domen und Nora Sophie Griefahn von der Organisation Cradle to Cradle. Es wurde 2 Stunden lang fleißig über das Thema Verpackungen diskutiert und Standpunkte erörtert. Obwohl ich mich mit den Themen Plastik und Recycling bereits auseinandergesetzt habe, lernte ich einiges Neues.



Recycling-Knigge
Wusstet ihr zum Beispiel, dass Verpackungen mit Plastikfenster (z.B. Nudelpackungen) trotzdem in die Papiertonne gehören? Oder dass der Grüne Punkt auf Verpackungen eigentlich gar nichts über die Form des Recycling aussagt?
Außerdem lernte ich noch etwas sehr wichtiges: Fotos kommen nicht in dem Papiermüll! Aufgrund ihrer speziellen Beschichtung können sie nämlich nicht zu Altpapier recyclet werden. Darüberhinaus gehören die folgenden Dinge nichtin den Papiermüll:
- Butterbrotpapiere
- Kohle- und Durchschreibpapiere
- Pizza-Kartons: nur wenn sie beschichtet sind und sich schwer reißen lassen (dann in den gelben Sack)
- verschmutzte oder nasse Papiere
- gewachste Papiere
- Hygienepapiere, Windeln, Papiertaschentücher
- Fotopapiere
- Servietten
- Tapeten (auch neue Rollen)
- Aufkleber, Rückenpapier von Aufklebern, Etiketten etc.
Wenn ihr euch nicht sicher seid in welche Tonne ein Gegenstand gehört, könnt ihr euch direkt beim Grünen Punkt online informieren oder eine Frage einreichen.
Weitere Facts zu Verpackungen:
- Plastik hat nicht nur Nachteile, sondern auch viele Vorteile. Z.B. kann durch Recycling die schon verwendete Energie in der Produktion beibehalten werden und geht nicht verloren. Es entsteht ein geschlossener Kreislauf. Außerdem ist Plastik ein stabiles Material, dass keine Feuchtigkeit durchlässt und somit vor allem in der Lebensmittelbranche unverzichtbar ist. Pappe ist nicht unbedingt umweltfreundlicher, sondern das richtige Recyclen macht einen Wertstoff wertvoll.
- Wusstet ihr, dass 2/3 des Mikroplastik in der Umwelt von Autoreifen stammen? Der Abrieb ist quasi unvermeidbar und schwer zu beseitigen. Mikroplastik ist fürs menschliche Auge unsichtbar und gelangt durch den Kreislauf in unsere Lungen und Organe, wo es (schlimm ausgedrückt) einen langsamen Tod verursacht. Die Vermeidung von Mikroplastik in der Umwelt ist damit eine riesige aber unglaublich wichtige Herausforderung. Vielleicht schafft die Industrie es ja bald umweltfreundliche Reifen herzustellen?
- Kleidung aus Kunststoffen wie Polyester und Acryl sind weitere Mikroplastik-Verursacher. Um die Umweltverschmutzung durch syntethische Kleidung zu vermeiden sollte diese entweder komplett vermieden werden, oder immer in einem speziellen Waschbeutel in der Waschmaschine gewaschen werden. Solche Waschbeutel können online oder in nachhaltigen Läden erworben werden.
Was ihr sonst noch gegen Mikroplastik tun könnt
WICHTIG: Aluminiumdeckel von Behältnissen immer komplett abziehen! Die Deckel sollten NICHT in Plastik gedrückt werden (z.B. Joghurtbecher) sonst geht der komplette Joghurtbecher verloren. Beides wird getrennt recycelt und automatisch separiert. Darum achtet beim Befüllen eures gelben Sacks darauf, Metallteile separat reinzuschmeißen. Plastikbecher mit reingedrückten Aluminiumdeckeln werden in den Recyclinganlagen oft vorgefunden. Ein einfacher, aber sehr wichtiger Trick!

Über Ecover
Ecover ist einer der größten Hersteller ökologischer Wasch- und Reinigungsmittel in Europa. Das Unternehmen wurde vor 39 Jahren in Belgien gegründet und brachte eins der ersten phosphatfreies Waschmittel auf den Markt. Ecover hat mitterweile viele Wasch- und Reinigungsmittel auf Pflanzenbasis und mit mineralischen Inhaltsstoffen entwickelt, die Verbrauchern helfen, ihr Zuhause effektiv und mit geringster Umweltbelastung sauber zu halten. Heute sind Ecover-Produkte in rund 40 Ländern erhältlich, z.B. auch im DM.
Anfang des Jahres wurde ein neuer Flaschenkörper für ecovers Spülmittel herausgebracht, der zu 100 % recycelt und leicht recycelbar ist. Im Vergleich zu Neukunststoff hat dieser recycelte Kunststoff einen um 70% geringeren CO2- Fußabdruck. Die Ambition des Unternehmens ist es, bis 2020 das gesamte Sortiment komplett auf Recycling-Kunststoff umzustellen und damit die Verwendung von Neukunststoff deutlich zu reduzieren. Gleichzeitig werden weitere Alternativen erprobt, um Verpackungsmüll zu reduzieren.


Das Plastik-Problem
Plastikmüll ist ein Thema, das uns aktuell alle betrifft. Ecover ist davon überzeugt, dass die Verwendung von Kunststoff für Einwegzwecke grundsätzlich falsch ist. Das Unternehmen möchte für das Thema Plastik sensibilisieren und eine Plattform für diejenigen bieten, die sich über Recycling informieren und austauschen möchten.
„Wir müssen Plastik grundsätzlich neu denken: Wie wir es herstellen, verwenden, wiederverwenden und recyceln. Wir glauben, dass unsere Branche hier mehr Verantwortung übernehmen muss, weil es systematisch einfach falsch ist, ein langlebiges Material wie Plastik nur einmal zu verwenden. Das Rubbish Café ist Teil unserer Clean World Revolution. So zeigen wir der Welt, welchen unglaublichen Wert es hat, Plastik zurück in die Recyclingkette zu führen und damit den Rohstoffkreis zu schließen. Nur so können wir die Masse an Neukunststoffen minimieren.“
– Tom Domen, Longterm Innovation Manager von ecover.
Das Problem: Es kann nicht vermieden werden, dass Reinigungsprodukte ins Wasser gelangen. Daher macht es nur Sinn, pflanzliche Inhaltsstoffe zu verwenden, die sich auch leicht wieder abbauen lassen. Doch ecover möchte noch weiter gehen: Das Ideal wären Verpackungen, die nicht nur einen neutralen Fußabdruck, sondern sogar einen positiven Effektauf die Umwelt haben. Mit dieser Einstellung ist das belgische Unternehmen auf jeden Fall einer der Pioniere auf dem Markt!
Das Verpackungs-Dilemma
Plastik ist nicht biologisch abbaubar, doch diese Eigenschaft ist gleichzeitig der größte Vorteil des Materials. Vor allem in der Lebensmittelbranche ist der durchsichtige Stoff kaum noch wegzudenken. Schließlich wäre der ökologische Fußabdruck größer, wenn all die plastikverpackten Lebensmittel vorzeitig schlecht werden würden. Ein gesundes Mittelmaß bzw. richtiges Recycling wäre hier die Lösung.
Die Herausforderung: Alle müssen mitwirken. Verpackungen sollten so hergestellt werden, dass sie auch recyclet werden können. Da spielen die Verpackungshersteller eine zentrale Rolle. Das Design muss so gestaltet werden, dass die wertvollen Stoffe im Kreislauf gehalten werden können. Eine Verpackung, die nicht recyclet werden kann ist somit eine blinde Straße. Momentan gibt es allerdings noch keine eindeutigen Gesetze oder Regelungen, wie Kunststoffe hergestellt werden müssen.
Frei von BPA – aber was ist sonst noch drin?
Oft lesen wir auf Produkten, dass sie frei von etwas seien. Doch die bloße Deklaration, dass ein Kunststoff beispielsweise kein BPA enthält, sagt noch nichts über seine sonstige Zusammensetzung aus. Die Lösung: Plastik muss von vornherein so gestaltet sein, dass es recyclet werden kann. Das Entfernen von BPA ist für den Grünen Punkt außerdem eine kostspielige Angelegenheit.
Das deutsche Verpackungsgesetz sagt: „Verpackung, die recyclefähig ist, soll gefördert werden.“
Dieser Ansatz ist ein Fortschritt, doch damit sind immer noch keine fixen Richtlinien vorhanden. Das Gesetz setzt auf Freiwilligkeit. Ein mönetärer Ansatz wäre eine denkbare Lösung. Was wir bis dahin tun können: Auf Verbraucher-Seite Druck machen. Verpackungen, die mit dem Grünen Punkt versehen sind, sind auf jeden Fall recyclebar. Noch besser: Verpackungen aus recycletem Plastik – denn diese sind nicht nur recyclet, sondern prima wieder in den Kreislauf einführbar.
Die Öko-Revolution
Da bleibt nur noch zu hoffen, dass die Industrie bald Lösungen schafft. Pioniere wie Ecover sind erst der Anfang der Revolution. Für mich hat jedenfalls ein Umdenken stattgefunden: Ich weiß jetzt, dass Plastik nicht grundlegend schlecht ist, sondern auch seine positiven Seiten hat. Nicht nur in der Lebensmittelbranche ist der Stoff unabdenkbar, sondern auch in der Medizin. So sind z.B. schon einige Menschenleben durch Kunsstoffe gerettet worden.
Fun Fact: Durchsichtiges Plastik ist leichter zu recyclen als gefärbter Kunststoff. Führt man farbiges Plastik wieder in den Kreislauf zurück, so entsteht durch den Misch-Masch graue Verpackung. Und das bietet sich vor allem bei Reinigungsmitteln nicht an.
Eine positive Neuigkeit: Das Sortieren und Reinigen von Plastik ist in den letzten Jahren viel besser geworden. Das recylete Plastik hat nun eine sehr gute Qualität und schmiedet damit den Anfang einer ökogischen Revolution.
Ihr seid dran
Wir leben dank dem Internet und sozialen Medien im Zeitalter der Kundenermächtigung und des Post-Materialismus. In wirtschaftlichem Fach-Gedöhns ausgedrückt: In reichen Märkten, in denen alle Bedürfnisse befriedigt sind, entstehen aus der Mangelhypothese heraus neue Bedürfnisse, die über die Grundbedürfnisse hinaus gehen. Soziale und ökologische Bedürfnisse werden also auch in den nächsten Jahren vorraussichtlich unser Konsumverhalten und die Wirtschaft beeinflussen.
Und nun etwas vereinfacht ausgedrückt: Was du kaufst, verändert die Welt! Jeder Euro, den du ausgibst, wirkt wie ein Votum in der Wirtschaft. Du kannst durch dein Kaufverhalten entweder den bisherigen Materialismus unterstüzen, oder nachhaltig handelnde Unternehmen in ihrem Tun finanziell unterstützen. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Das war schon immer ein ökonomisches Gesetz und wird in der Zukunft auch weiter gelten.
Der Kunde ist König! Wir entscheiden, in welcher Welt wir leben wollen. Lasst uns den Öko-Trend gemeinsam vorantreiben und eine nachhaltige Welt für unsere Nachfahren schaffen. Seid ihr dabei? 🙂

Du bist in Berlin? Dann schau doch mal vorbei:
Das Rubbish Café:
Rubbish Café Ecover
Café Hermann Eicke
Brunnenstraße 45
10115 Berlin
Öffnungszeiten der Wertstoff Academy:
Freitag, 12.10.2018 von 15:00 bis 19:00 Uhr
Samstag, 13.10.2018 von 15:00 bis 19:00 Uhr
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